Besiedlungsgeschichte von Ovenstädt

Die folgende Siedlungsgeschichte wurde 1979 von Willi Schmidt verfasst. Sie ist seit 1999 mit der freundlichen Genehmigung des Verfassers online zulänglich.

Inhaltsübersicht

Vorwort

Dies ist der Versuch, eine Siedlungsgeschichte des Dorfes Ovenstädt zu schreiben.

Nach der straßenweisen Durchnummerierung im Jahre 1979 verschwinden nun leider die alten Hausnummern, an denen man noch erkennen konnte, wer wo nacheinander gebaut hat. Niemand wird in Zukunft mehr wissen, wie unser Ort in Jahrhunderten gewachsen ist, zumal auch noch die alten Höfe so umgebaut werden, daß man ihren Ursprung kaum noch erkennen kann.

Trotz aller Zweifel, die mir selber kommen, ob es so oder nicht doch anders gewesen ist, bei allen Bedenken, die Fachleute anmelden werden, und allen -wenn und aber-, die ich noch von Lesern zu hören kriegen werde, habe ich es gewagt, einen kleinen Abriß der Siedlungsgeschichte unseres Ortes zu schreiben.

Gerade die Zeit bis 1000, aus der es keine geschriebenen Zeugnisse damaligen Lebens gibt, macht mir Kummer. Aber auch die Zeit des frühen Mittelalters bis 1500, aus der wohl noch manche Urkunden in den Archiven von Münster und Hannover ruhen mögen, ist mir noch undurchsichtig.

So habe ich mich nur auf sichtbare Fakten beschränkt und die mit Vorbehalt wiedergegeben, bin von -Insel zu Insel- gesprungen und habe das dazwischen liegende -untergegangene Land- noch nicht entdeckt.

Ich danke Pfarrer i.R. Paul Gerhard Ostermann für manchen klärenden Hinweis.

Ovenstädt 1979, Willi Schmidt

Urzeit und Steinzeit

Vom Ursprung und der allerersten Besiedlung unseres Ortes wissen wir nichts!

Man kann nur vermuten, daß in der Urzeit die Urmenschen den Tieren folgten. Diese wanderten und suchten sich die besten Nahrungs-, Wasser- und Schutzstellen. Unser erhöhter Weserabhang mag für kürzere oder längere Zeit Aufenthaltsort der Jäger und Sammler gewesen sein.

Die reichlichen Knochenfunde in den Kiesgruben von Ovenstädt und Hävern, meist in der Tiefe von 5 - 7 m, zeugen von der Tierwelt aus den Warmzeiten zwischen den Eiszeiten. Vom Mammut, Wollnashorn, Wisent, Ren und Riesenhirsch sind Knochen gefunden worden.

Aus dem oberen Teil der Flußablagerungen des Weserurstromtales hat man Geweihstangen von Rothirschen, Schädel von Auerochsen, Pferden, Wildschweinen und Hunden zutage gefördert.


Aufbewhrung in der Grundschule Ovenstädt (5 von 65 Knochen)

Bronzezeit

Aus der Germanenzeit liefert uns ein in einer Häverner Kiesgrube gefundenes bronzenes Absatzbeil den Beweis menschlichen Lebens. Es mag aus der mittleren Bronzezeit um 1500 v.Chr. stammen.


Stielbefestigung: In einen gespaltenen krummen Ast hineingeschoben und mit Sehnen umwickelt

Finder: Alfred Sperling, Kiesgrube Eggersmann 1966 Aus einer Vitrine der Grundschule Ovenstädt 1980 gestohlen!

Abbildung in natürlicher Größe, Gewicht 330 Gramm

Ungefähr aus derselben Zeit gab die Erde ein Zeugnis für dauernde Besiedlung frei, einen Urnenfriedhof auf dem Dickenbusch. Dort hat im Jahre 1929 Professor Langewiesche auf dem Grundstück von Dammeier 7 eine Grabstätte freigelegt und durch sachgemäße Grabungen fast 100 Urnen aus dem Erdreich herausgeholt. Professor Langewiesche datiert diese Urnen und Beigaben in die jüngere Bronzezeit, etwa zwischen 1000 und 800 v.Chr.

Wohl beweisen diese Urnen eine größere Ansiedlung in der Nähe, sagen aber nichts über deren genauen Standort.


Beigefäß

Beigefäß

Urne

Aufbewahrungsort: Museum Minden, Grundschule Ovenstädt
Professor Langewiesche, Provinzialmuseum Münster
Otto Laag, Todtenhausen, Mindener Heimatmuseum
Otto Wiese, Lehrer in Ovenstädt

Besiedlung 400 - 800 n. Chr.

Aus der Sachsenzeit haben wir den sichersten Beweis für den Standort der ersten Ansiedlung im Namen der Flurbezeichnung -Esch-. Dieser Flurname besagt, daß es das erste immer beackerte Feld war. Jeder Hof im Drubbel hatte einen schmalen, ziemlich langen Streifen. Wenn hier Hof 1 und 2 abwechselnd Besitzungen haben, deutet das auf eine Teilung des Urhofes.

Es hat sich 1000 Jahre an den Besitzverhältnissen der Eschstreifen nichts geändert, denn 1828 sind noch als Besitzer angegeben:

Nr. 1 Möhring , Friedrich
Nr. 2 Reckeweg, Dietrich
Nr. 4 Niemann , Christian
Nr. 8 Wehmeier, Cord
Nr.H2 Römermann, Dietrich
Nr.H3 Strohmeier , Dietrich und Pastorat

Urkataster 1828 im Katasteramt Minden


Altsächsisches Haus im 8. Jahrhundert

Man hält die Eschsiedlung für die älteste Hof- und Siedlungsform aus der Zeit zwischen 500 bis 800 n.Chr.. Die Altsiedlungen mit ungefähr 4 - 6 Höfen zu je 7 - 10 Morgen Land bezeichnet man als Drubbel. Diese Siedlungsform, an mehreren Stellen Westfalens ergründet, paßt genau auf unsere erste Besiedlung oben auf dem Abhang am Rande des Esch.

Modell nach Warendorfer Ausgrabungen
R. Martiny: Hof und Dorf in Westfalen, Stuttgart 1926
G. Wrede: Einführung in die Siedlungskunde 1956

Besiedlungsperiode um 1100

Andere Flurnamen geben neue Hinweise für den Ablauf der weiteren Besiedlung: Der Kamp ist ein eingefriedigtes Ackerland, weit jünger als der Esch, hat aber nur einen Besitzer, der ihn urbar gemacht hat.

Werder bedeutet Insel, beackerbarer Landstrich zwischen Gewässern und Sümpfen. Breede heißt breites Feld.

Die Vergrößerung der Familie, der Sippe, zwang zur Neurodung. Der abgehende Sohn oder Bruder erhielt Landstücke vom Stammhof und rodete weiteres Land hinzu. Das tat aber auch der Stammhof, um den Verlust auszugleichen.

Aus der Reihenfolge der Nummern ist nicht unbedingt das Alter des Hofes abzulesen. So sind mit Sicherheit Nr.4 und Nr.8, die durch Zurodung Anteil am Esch hatten, älter als die Nummern 3 und 5, die sich den Kamp später urbar machten.

Die erste Nummerierung war sozusagen eine Steuernummer der amtlichen Stellen für das Abgabenverzeichnis. Eine Sonderstellung nahmen die Höfe HI, H2, H3 und H4 ein. (H steht für erst hoyaisch, dann hannoversch, denn diese Höfe waren abgabepflichtig an die Grafen von Hoya oder an die Welfen).

Sie bekamen später die Nummern 10, 11, 13 und 14. Hl wurde wüst, und die Nummer ging auf einen anderen Hof über. Genauso verschwand Nr.4, und die Nummer wurde später einem anderen Haus zugeteilt.

Ein Rätsel gibt immer noch Nr.9 auf!

Christianisierung und Kirchengründung

Nach der Gründung des Bistums Minden um 800 ist längere Zeit später auch hier die erste Kirche gebaut worden. Das genaue Baujahr steht aber nicht fest. Wenn bei den 6 Kirchspielen des Amtes Stolzenau im Jahre 1581 Ovenstädt nicht erwähnt wurde, dann liegt das ohne Zweifel daran, daß die Gründung und der Bau einer Kapelle hier durch das Mauritiuskloster in Minden (an der Simeonskirche-Königsstraße) erfolgt ist.

Das Kloster hat von Anfang an, auch noch in der evangelischen Zeit (seit 1530) durchgehend bis 1803 das Patronatsrecht, die sogenannte Vaterstelle, unserer Kirche gegenüber innegehabt, d.h. die Betreuung der Kirche und die Besetzung der Pfarrstelle lagen in seiner Hand.

Das Kloster wurde aber erst 1042 gegründet. Darum geht man wohl auch nicht fehl, die Kirchengründung im 11. oder 12. Jahrhundert zu vermuten. Die Urpfarrei Windheim stammt vielleicht aus dem 10.Jahrhundert, auch die Stammpfarrei Buchholz ist wohl älter als die Ovenstädter Kirche (Buchholz lag lange Jahrhunderte jenseits des heutigen Weserlaufes).

Nach diesen Überlegungen ist die fromme Sage, nach der Karl der Große (gestorben 28.1.814) hier in der Gegend geschworen haben soll, im Falle eines Sieges über die Sachsen, 3 Kirchen zu bauen,

da, wo der Wind heimfährt,
dort im Buchenholze
und da oben auf der Stätte,

wohl nicht im Ernst zu vertreten.

E.F.Mooyer: Die Klöster des Bistums Minden 1852
Dr.Nordsiek: Die Grundherrschaft im FürstentumM.

1. Urkunde

Die erste schriftliche Urkunde, auf der der Name ovenstide zu lesen ist, stammt aus dem Jahre 1204.

Hier bekundet Bischof Thietmar von Minden, was der Pfarrer Heinrich und die Gemeindeglieder von Ovenstädt zu dem Kaufpreis beigesteuert haben, mit dem er Güter in Buchholz von dem Domkapitel in Hildesheim für seine Kirche in Minden erworben hat:

"...In cuius (etiam) emptionis tenore Heinricus sacerdos in Ovenstide et ceteri eiusdem ecclesie parochiani nobis communicantes de quadam (aliqua) tabula altaris metallizata et quibusdam vasis fabrefactis, que ex traditione fundatorum ad ornatum et insigne quoddam ecclesie ex antiquo ibi habebantur, situ et vetustate collapsa, partum etiam de rebus propriis et fidelium elemonisis duodecim marcas collectas ad summam nostre impense addide runt ..."

Frei übersetzt heißt das:

"Im Verlaufe dieses Kaufes haben der Pfarrer Heinrich von Ovenstädt und sonstige Pfarrkinder derselben Gemeinde uns eine gewisse metallene Altartafel (Gemälde?) und kunstvoll ausgeführte Geräte übergeben, die dort seit der Übergabe durch die Gründer zum Schmuck und zur Zierde der Kirche von Alters her gedient hatten, jetzt aber durch das Liegen und die lange Zeit verfallen waren. Sie haben auch teils aus eigenen Mitteln, teils aus Almosen der Gläubigen 12 Mark gesammelt und uns übergeben."

Als Entschädigung erhielt die Kirche in Ovenstädt einen Besitz in Warmsen, aus dessen Erträgnissen die Reparatur ihrer kirchlichen Gebäude finanziert werden sollte.

Westfälisches Urkundenbuch Band VI, Nr.16
Stadtarchiv Minden

Hoya - Minden

In den Jahrhunderten zwischen 1100 und 1500 wurde unsere Gegend einige Male verschenkt, verkauft, beliehen, erobert und gebrandschatzt. Hauptsächlich stritten sich die weltlichen Herren von Hoya mit den geistlichen Herren des Bistums Minden. Ovenstädt gehörte damals zur Freigrafschaft Borthere (comitia libera Borthere) ein Ort, wüst geworden und bei Stolzenau gelegen.

Als die älteste Tochter des Grafen Wulbrand von Hallermund und Lucca, des Stifters der Klöster Schinna (1148) und Loccum (1163), den Grafen von Oldenburg heiratete, bekam sie als Mitgift die Freigrafschaft Borthere.

Anno 1241 teilten die Grafen von Oldenburg den Bewohnern der Freigrafschaft Borthere mit, dass sie dieselbe der Mindener Kirche übereignet hätten.

1315 verpflichtete sich der Graf Otto von Hoya, dem Bischof Gottfried von Minden gegen seine Widersacher zu helfen. Dafür verpfändte dieser ihm das "castrum Steierberg" mit Vogtei und Zubehör für 800 Mark Bremer Silbers. Hoya, 13. Nov. 1315

Auf der Karte aus der Zeit zwischen 1400 und 1600 fällt auf, daß die Grenze zwischen Hoya und Minden südlich von Ovenstädt verläuft. Also gehärte unser Dorf politisch im Mittelalter zu Hoya. Und doch verlangten die Bischöfe von Minden, die in der Zeit auf dem Schloß zu Petershagen residierten, von den meisten Bewohnern Ovenstädts ihren "Zehnten", während 4 Höfe ihren "Zins" an das Amt Stolzenau abführen mußten.

W.v.Hodenberg: Hoyaer Urkundenbuch 1855


Ausschnitt aus W.v. Hodenberg: Hoyaer Urkundenbuch 1851

Mittelalter

Im Hoyaer Urkundenbuch findet man mehrere Verträge z.B.:

Urkunde 148: Die Grafen Gerhard und Johann von Hoya schließen ein Übereinkommen (hant vrede) mit dem Bischof Ludewig zu Minden. 1. Mai 1334

Urkunde 451: Johann Nevel verpfändet dem Johann Klencke und Staz von Münchhausen einige Güter und Eigenbehörige in Ovenstedt. 14. April 1435

Urkunde 1179: Graf Jobst von Hoya und Bruchhausen verpfändet seinem Bruder, dem Grafen Johann, Kornrenten aus Quenstede. 6.Januar 1486

So ging das also bei den "Großen" zu. Wer Schulden bei einem anderen hatte, gab ihm einfach die Zinseinkünfte aus den Höfen der leibeigenen Bauern, "so de in der Quensteder Marke gehörig vn gelegen syn mit aller ouverheit, gerechtigkeit und tobehorungen".

Nach der Hildesheimer Stiftsfehde, in der das Schloß Petershagen verwüstet wurde, sollte der Bischof von Minden die vorher eroberten Gebietsteile an den Grafen von Hoya zurückgeben. Er gab aber aus der Ovenstädter Mark nur die im Halberstädter Vertrag ausdrücklich benannten Hoyer herschops Luden Cord, Mathias Wolteke (H4) und Roleff Schomborch (H1) zurück, während er die Rechte an den anderen für sich behielt. (1526)

Abgaben an das Schloß Petershagen:

Aus dem Mahlschaftsregister 1567 sind einige Abgaben an das Schloß zu ersehen:
Dickenbuschhof - Nr. 7 2 Schafe und 1 Lamm,
Meier - Nr. 1 ; 2 Schafe,
Niegemann - Nr. 4 ; 1 Schaf,
Stakebrand - Nr. 6 ; 1 Schaf,
Stoppenhagen - Nr.12 ; 1 Schaf,
Oldvader - Nr. 5 ; 3 Schafe
Ferner war jedes 3. Schwein im Herbst nach der Eichelmast abzuliefern.

Außerdem war Hof Nr. 7 an 104 Tagen im Jahr zu Spanndiensten verpflichtet, und zwar mit Hof Nr. 5 zusammen ein Gespann zu stellen. Desgleichen auch Hof Nr. 1 und Nr. 2 zusammen ein Gespann, während Schwick Nr.15 und Stakebrand Nr. 6 Handdienste leisten mußten.

Dr.Großmann: Hofchronik Dammeier Nr.7

Als das Graf engeschlecht von Hoya 1582 ausstirbt, lassen die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg als Erben schon vorher ein Erbregister aufstellen. Darin heißt es:

"Sein aber Stede, Flecken etc Im amPte Stoltzenaw Wie Volget:
Closter hat es zwe, Schinna und Nendorff, Flecken ein, Nemblich Stoltzenaw, Carspell VI, holtzhausen, lese, landesbergen, Schinna, Nendorff vnd warmsen. Vnd also das gantze amPt hatt Dorffer klein vnd gross, diese nachfolgende ... ouenstede, Glissen, Westenuelde ...
Stoltzenaw, den 3. Oktober 1581"

Am 26. und 27. September 1583 vereidigten Räte der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg den Schatzmeister Severin Schöttler, den Viehschatz der oberen Grafschaft Hoya zu erkunden. Ein vom Schatzschreiber am 5. Dezember 1583 zu Sulingen übergebener Auszug enthält folgendes:

Ouenstede biss Westenuelde: Pferd 37
Schaff 75
Vollen 8
Lemmer 33
Ochsen 1
Swein 62
Kühe 46
Imme 2
Rinder 15

W.v.Hodenberg: Hoyaer Urkundenbuch 1855

Da wurden also Klöster, Flecken, Kirchspiele und Dörfer aufgeführt und alle Tiere gezählt, aber von den Menschen ist keine Rede. Ein Ackerknecht bekam 1580 im Jahr 4 Thaler als Lohn, dazu 2 Leinwandhosen, 2 Hemden und 1 Paar Schuhe. Wenn man bedenkt, daß eine Kuh 4 Thaler kostete!

Im 30 jährigen Kriege 1618 Der Amtmann von Stolzenau berichtete, daß die Bauern von Eichelbrot und Gras lebten. Die Gebäude lägen teils in Asche, die Äcker in Wildnis.

Endlich kam 1648 der Friede, Ovenstädt wurde brandenburgisch. Die übriggebliebene Bevölkerung ging daran, die verödeten Ländereien zu bestellen und wüste Höfe wieder zu besetzen.

Es bauten neu:
Nr.16 Aleke oder Windhorst
Nr.17 Schröder
Nr.18 Schuster

Der zerstörte Kirchturm wurde bereits 1640 wieder aufgebaut. Noch heute sind an den Quadern im Inneren des Turmes Brandspuren sichtbar.


Baujahrtafel an der Westseite des Turmes

Auszüge aus Lagerbüchern der Kirchengemeinde Ovenstädt (1702/1801)

Im Lagerbuch der Kirchengemeinde von 1702 sind alle eingepfarrten Familien aufgeführt:

(Die Nummern sind keine Hausnummern im heutigen Sinne. Der zweite Name wurde anscheinend später hinzugefügt, kann eingeheiratet oder Nacherbe sein.)

1.Jobst Heinrich Dickebusch
2.Johann Rekeweg
3.Johann Cord Strohmeier / Cord Möhring
4.Johann Henrich Stakebrand
5.Johann Ernst Buchholtz
6.Michael Riehling / Hermann Waltke
Lün. 7.Johann Heinrich Schombrink
Lün. 8.Johann Meyer
Lün. 9.Johann Cord Strohmeier
10.Bert Scheumann
11.Cord Niemann
12.Johann Cord Schwick
13.Johann Strohmeier Alkemeier
14.Johann Gerd Witte Johann H. Witte
15.Henrich Oldvader
Lün. 16.Johann Cord Waltke oder Büsching
17.Johann Cord Stoppenhagen / C. H. Stoppenh.
18.Cord Kuhlemann
19.Friedrich Stegemeier / Jost Rohlfing
20.Hermann Honerkok
21.Cord Henke / Johann Henke
22.Die sogenannte Kramerey auf dem Kirchhof, Johann Henrich Schröder
23.Cord Jürgen Heesemeyer
24.Johann Henrich Rekeweg / J. H. Brinkm.

Lagerbuch 1702 der Kirchengemeinde Ovenstädt

Da der Pfarrer bestrebt war, alle Familien zu erfassen, zwecks Abgaben, wovon er schließlich leben mußte, hat er auch die Tagelöhner notiert, die in den Heuerlingshäusern auf den Höfen wohnten. Das scheinen 1702 die Nummern 5, 18, 19 und 20 gewesen zu sein.

Im Jahre 1775 wurden nun amtlicherseits Hausnummern eingeführt. In Lagerbuch der Kirchengemeinde finden sich um 1801:

1.Johann Cord Strohmeier, Cord Möhring "Nachbar der Pfarre"
2.Johann Rekeweg (gegenüber)
3.Henke
4.Niemann
5.Oldvader
6.Stabering
7.Dickenbusch
8.Scheumann
9.Schäer
10. = H1Johann H.Schombrink
11. = H2Johann Meyer
12.Stoppenhagen
13. = H3Johann C.Strohmeier
14. = H4Johann Cord Waltke
15.Schwick
16.Aleke oder Windhorst
17.Schröder
18.Schuster
19. (1702)Riehling (Der Schmied am Damm)
20.Strömke
21.Hütten
22.Scheps
23.Hilgemeier
24.Häsemeier
25.Brinkmann
26.Niehus
27.Brokmeier

In 100 Jahren wurden 8 Häuser von Köttern und Brinksitzern dazugebaut.

Lagerbuch der Kirchengemeinde 1801

Glashütte Gernheim - Statistik aus dem Jahre 1817

Nachdem der Kaufmann Schrader aus Bremen 1812 auf der Heidefläche auf dem Weserabhang die Glashütte Gernheim gegründet hatte, wanderten ihm schnell Glasbläser aus Böhmen, Thüringen, Sachsen und Hessen zu. In der Statistik aus dem Jahre 1817 sind folgende Namen verzeichnet:

Schrader,Kaufmann,11 Personen
Hirschberger,Glasmacher,8 Personen
Wickel,Glasmacher,12 Personen
Seidensticker,Glasmacher,8 Personen
Krumsiek,Glasmacher,9 Personen
Gundelach,Glasmacher,4 Personen
Seidensticker,Glasmacher,9 Personen
Müller,Glasmacher,5 Personen
Kolenberg,Glasmacher,9 Personen
Stender,Glasmacher,7 Personen
Gundelach,Glasmacher,6 Personen
Tiemann,Glasmacher,6 Personen
Gundelach,Glasmacher,2 Personen
Ebert,Glasmacher,8 Personen
Gundelach,Glasmacher,11 Personen
Thon,Glasmacher,6 Personen
Schmitt,Glasmacher,9 Personen
Stadler,Glasmacher,16 Personen
Georgi,Glasmacher,9 Personen
Wieneke,Glasmacher,7 Personen
Storm,Glasmacher,4 Personen
Müller,Glasmacher,8 Personen
Seidensticker,Glasmacher,3 Personen

177 Personen (davon 95 lutherisch, 36 reformiert, 46 katholisch)

aus: Special Aufnahme zur Statistischen Tabelle 1817 (Archiv Stadt Petershagen)

Statistik des Amtes Petershagen aus dem Jahre 1822

OvenstädtGernheim

Kirchen10
öffentliche Gebäude21
private Wohnhäuser397
Magazine196
Ställe, Scheunen524

Kinder unter 14 Jahren8670
Personen 15-60 Jahre14494
Personen über 60 Jahren106
Personen gesamt240170

Ehepaare2145

Stehendes Heer/2533
Stehendes Heer/3233
Stehendes Heer/3955

evangelisch236110
katholisch160
jüdisch30

Pferde314
Füllen50
Stiere10
Ochsen20
Kühe600
Jungvieh402
Schafe500
Ziegen08
Schweine106

Im Archiv der Stadt Petershagen

Preussisch - Hannoverscher Grenzvertrag

Im Jahre 1837 wurde endlich das jahrhundertealte Kuriosum beendet, daß aus unserem Orte einige Höfe steuerlich zu Hannover gehörten, während sonst das ganze Dorf preußisch war.

Der Grenzstreit war entstanden, als Heinrich der Löwe abgesetzt worden war. Als dessen starke Hand fehlte, schwangen sich Minden und Hoya zu selbständigen Territorien auf, befehdeten sich und raubten sich gegenseitig beste Steuerzahler. Am 25.11.1837 einigte man sich in Bückeburg über die strittige Grenze zwischen dem alten Fürstbistum Minden und der ehemaligen Grafschaft Hoya.

Im Artikel 1 des neuen Vertrages wurde ein Austausch in den sogenannten "Mengedörfern" festgelegt:

Glissen, Halle, Westenfeld und Brüninghorstedt wurden ganz an Hannover abgetreten, während Hävern und Ovenstädt nun ganz preußisch blieben.

Da in den 4 hannöverschen Dörfern aber 146 ehemalige preußische Untertanen wohnten, in Hävern und Ovenstädt aber nur 100 hannoversche Steuerpflichtige, ergab sich ein Mehr zu Gunsten von Hannover von 46 Seelen.

Man einigte sich auf eine Kopfsteuer von 3 1/2 Thaler, die auch von Preußen mit dem 25 fachen Betrag abgelöst werden konnte.

Also kostete ein abgekaufter Untertan 87 1/2 Thaler.


Aus : Mindener Heimatblätter 7/8
2 ehemalige Grenzsteine, jetzt aufgestellt am Turm der Kirche.

Seit Jahrhunderten Grenzland

Enger

FrankenOSachsen

v

Bistum MindeneGrafschaft Hoya

n

Bistum MindensHerzogtum Braunschweig

t

Königreich Preussenä Königreich Hannover

d

Nordrhein-WestfahlentNiedersachen

Hausbewohner in den Jahrhunderten

Die gedruckte Version von 1979 enthält an dieser Stelle eine Liste der Hausbewohner in den Jahrhunderten.

Übersicht (Häuser und Bewohner vom Jahr 800 - 1999)

JahrHäuserBewohner

8006 ?40 ?
10006 ?50 ?
12008 ?60 ?
140010 ?70 ?

schon abgabenmäßig erfaßt

16001580 ?
170024120 ?

genaue Statistiken

180027180
182246410 mit Gernheim
184572684
1885125621
1905130793
1914135
1939170
1945173
19792901355
1999

Nachbetrachtung

Durch die Gebietsreform vom 1.1.1973 ging die Selbstverwaltung der Gemeinden verloren und auf den Rat der Stadt Petershagen über.

Er legte mit Beginn des Jahres 1979 für das gesamte Stadtgebiet der ehemaligen 29 Ortschaften Straßennamen mit fortlaufenden Nummern fest. Die alten Hausnummern gingen verloren.

Die Benennung der Straßen erfolgte noch durch den alten Gemeinderat, ohne den Ortsheimatpfleger hinzuzuziehen, soweit als möglich in Anlehnung an alte Flurnamen und markante Ortsteile.

Der Kulturgemeinschaft Ovenstädt gebührt ein Dank, weil sie laut Beschluß vom 21.9.1979 jedem Haushalt unseres Ortsteiles das neue Einwohnerverzeichnis kostenlos überreicht hat.

Und wem blieb die Hauptarbeit? Dafür war der Ortsheimatpfleger ja da. Der schrieb eine Siedlungsgeschichte vorweg, zeichnete einen Ortsplan mit den neuen Straßennamen und schrieb jedes Haus mit neuer und alter Nummer, sowie den darin wohnenden Einwohnern auf.